Das Problem heisst Männergewalt!

Aufgrund aktueller Ereignisse rufen wir zur feministischen Demo gegen Männergewalt auf! Allein in Österreich wurden innerhalb der letzten Wochen mehrere Frauen* von ihren Partnern ermordet und eine feministische Kundgebung in Wien von Faschos angegriffen. Zudem spitzt sich die Situation weltweit für Feminist_innen und FLINTA* Personen weiter zu!

Wann?
Samstag, 04.07.2020 13:30

Wo?
Argentinierstraße 30a, 1040 Wien

Das Problem heisst Männergewalt! Si tocan a una, respondemos todxs!

+++ Open for all genders! Der Endpunkt der Demo wird beim EKH Straßenfest am Keplerplatz sein! English below +++

Aufgrund aktueller Ereignisse rufen wir zur feministischen Demo gegen Männergewalt auf! Allein in Österreich wurden innerhalb der letzten Wochen mehrere Frauen* von ihren Partnern ermordet und eine feministische Kundgebung in Wien von Faschos angegriffen. Zudem spitzt sich die Situation weltweit für Feministinnen und FLINT weiter zu!

Wir leben nach wie vor in einer patriarchalen Gesellschaft. Die daraus entspringende Männlichkeit und der Hass auf alles Weibliche und der heteronormativen Ordnung nicht entsprechende, endet nur zu oft in Feminiziden und Morden an Queers. Inwieweit wir von diesem Gewaltverhältnis betroffen sind, liegt nicht nur an Gender, sondern auch an Klassenverhältnissen, nationalstaatlichen Zugehörigkeiten oder rassistischer Diskriminierung.

Feminizide stellen jedoch nur die Spitze des Eisbergs der Gewalt in einer patriarchalen Gesellschaft dar. Ihnen liegen patriarchale gewaltvolle Strukturen zugrunde, wie der Zwang der Identifikation, also dem Zwang sich der binären Geschlechterordnung zu unterwerfen, sowie die Objektifizierung und Abwertung von Frauen*. Die Verdrängung von Frauen* in eine scheinbar private Sphäre verschleiert die tagtägliche Gewalt in Paarbeziehungen und ermöglicht eine strukturelle Ausbeutung von Frauen*, die im familiären oder gemeinschaftlichen Rahmen unentlohnt Pflege- und Reproduktionsarbeit verrichten. Aus diesen Macht- und Gewaltverhältnissen zu entkommen ist schwierig, der Staat kürzt nach und nach öffentliche Gelder für Institutionen wie Frauenhäuser oder Gewaltschutzzentren und möchte die wenigen Feministinnen, die in diesem Bereich noch tätig sind loswerden – siehe die Ausschreibung der Frauenhäuser in Salzburg.

Männergewalt wird medial verharmlost, die Schuld den Opfern selbst zugeschoben oder die Gewalt als „Familienstreit“ oder individuelles „Beziehungsdrama“abgetan. Gewalt wird nur dann thematisiert, wenn sie von „den Anderen“ begangen wird, das Problem wird so abgewälzt, nach außen verlagert und nicht als gesamtgesellschaftliches Problem begriffen. Beide Manöver stehen letztlich im Dienste (männlicher) Privilegiensicherung: der Sicherung der Vormacht der Mehrheitsgesellschaft gegenüber Migrant*innen oder anderen marginalisierten Gruppen und der Sicherung patriarchaler Herrschaft „österreichischer“ Männer über „ihre“, als schutzbedürftig gezeichneten Frauen*. Hinter der vermeintlichen Verteidigung von Frauen*, die nur dann adressiert werden, wenn sie Teil ihrer rassistisch konstruierten, ausschließenden Gemeinschaft sind, steckt erneut der Anspruch über ihre Kontrolle: Wir fordern eine klare Benennung von Männergewalt und Feminiziden. Männergewalt ist ein Problem, das die gesamte Gesellschaft durchzieht und muss als solches bekämpft werden.

Am 24.06.2020 wurde eine feministische Kundgebung gegen Feminizide von unseren türkischen und kurdischen Genossinnen von Avrupa Kadın Dayanışması Viyana (Frauensolidarität in Europa/Wien) von türkischen Nationalisten und faschistischen Grauen Wölfen angegriffen. Dabei wurden feministische Aktivist*innen körperlich attackiert sowie mit Messern bedroht und massiv beschimpft. In diesem Angriff gegen Feministinnen wird die misogyne Haltung und das Männlichkeitsbild faschistischer und nationalistischer Gruppen deutlich. In weiterer Folge wurden auch weitere linke Räume (Büro der ATGIF und DIDF sowie das Ernst-Kirchweger-Haus) angegriffen.

Es muss darum gehen, für eine Gesellschaft einzutreten, in der Männergewalt ein Ende hat, in der alle Menschen ohne Angst verschieden sein können. Wir wollen ein Ende der gesamten geschlechtsspezifischen Gewalt, sei es im öffentlichen Raum wie hinter verschlossenen Türen in Wohnungen und öffentlichen Institutionen. Dabei können wir uns weder auf den Staat noch auf die Polizei verlassen, da diese die patriarchalen Verhältnisse stützen und aufrecht erhalten.

Wir müssen gegen das Patriarchat, gegen Antifeminismus UND gegen Rassismus und Nationalismus kämpfen.
Für eine solidarische Gesellschaft!
Das Problem heißt Männergewalt!
Unser Feminismus bleibt antikapitalistisch und antirassistisch!

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DEMO: The problem is called male violence! Si tocan a una, respondemos todxs!

+++ Open for all genders! The endpoint of the demo will be at the EKH street festival at Keplerplatz! +++ 

Due to current events we call for a feminist demonstration against male violence! In Austria alone, several women* have been murdered by their partners within the last weeks and a feminist rally in Vienna was attacked by fascists. In addition, the situation for feminists and FLINT is getting worse worldwide! 

We still live in a patriarchal society. The resulting masculinity and hatred of everything feminine and not corresponding to the heteronormative order, all too often ends up in feminicides and murders of queers. The extent to which we are affected by this violent relationship is not only due to gender, but also to class relations, nation-state affiliations or racial discrimination.

Feminicides, however, represent only the tip of the iceberg of violence in a patriarchal society. They are based on patriarchal violent structures, such as the compulsion to identify, which means the compulsion to submit to the binary gender order, and the objectification and devaluation of women*. The displacement of women* into an apparently private sphere obscures the daily violence in couple relationships and enables the structural exploitation of women* who carry out unpaid care and reproductive work in the family or community framework. Escaping from these power and violence relationships is difficult, the state is gradually cutting public funds for institutions such as women's shelters or violence protection centres and wants to get rid of the few feminists still active in this field - see the call for tender for women's shelters in Salzburg.

Male violence is played down in the media, blamed on the victims themselves, or violence is dismissed as a "family dispute" or individual "relationship drama". Violence is only addressed if it is committed by "the others"; the problem is thus shifted, shifted to the outside and not understood as a problem for society as a whole. Both manoeuvres are ultimately in the service of (male) privilege protection: securing the supremacy of the majority society over migrant* women or other marginalised groups and securing patriarchal rule of "Austrian" men over "their" women* who are marked as in need of protection. Behind the supposed defence of women*, who are only addressed if they are part of their racially constructed, excluding community, lies once again the claim for their control: We demand a clear naming of male violence and feminicides. Men's violence is a problem that pervades the whole of society and must be fought as such.

On a feminist rally against feminicides by our Turkish and Kurdish comrades of Avrupa Kadın Dayanışması Viyana (Women's Solidarity in Europe/Vienna) was attacked by Turkish nationalists and fascist Grey Wolves. Feminist activists* were physically attacked, threatened with knives and massively abused. In this attack against feminists the misogynous attitude and the image of masculinity of fascist and nationalist groups becomes clear. In further consequence, other leftist rooms (offices of ATGIF and DIDF as well as the Ernst-Kirchweger-Haus) were attacked.

It must be about standing up for a society in which male violence has an end, in which all people can be different without fear. We want an end to all gender-based violence, be it in public spaces or behind closed doors in homes and public institutions. We cannot rely on the state or the police, who support and maintain patriarchal conditions.

We must fight against patriarchy, against anti-feminism AND against racism and nationalism.
For a society of solidarity!
The problem is called male violence!
Our feminism remains anticapitalist and anti-racist!

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