06/2013

United in Pride?! [deutsch]

Auf der Parade wird gefeiert! Dabei geht es um lustvolles und notwendiges Sichtbarmachen von LesBiSchwulen, transgender, intersexuellen oder queeren Lebensweisen. Doch in wessen Namen feiern wir, wenn gleichzeitig rassistische Türpolitiken die Party-Szene prägen, LGBTIQs¹ auf der Flucht abgeschoben werden und die Repräsentation der Parade von einem "weißen", männlichen Leitbild dominiert wird? Wollen wir uns tatsächlich bei einer nach wie vor homophoben Gesellschaft beliebt(er) machen, indem wir ihre rassistischen Ausschlussmechanismen und Projektionen weitertragen? Die Auseinandersetzung mit Rassismus in der LGBTIQ-Community sollte besonders auf der Parade mehr Raum bekommen und würde ihr an größerer politischer Stoßkraft verleihen. So könnte sie auch zu einem angenehmeren Ort für viele werden, die sich dort bisher weder willkommen noch repräsentiert gefühlt haben.

Gegen die Kommerzialisierung

Die Regenbogenparade ist nicht nur ein Ort zum Feiern, sondern auch eine Demonstration, eine Ausdrucksform für die Forderungen der LGBTIQ-Community. Doch drängen metergroße Werbebanner von Getränkeherstellern, Verkehrsbetrieben und Co. nicht politische Inhalte in den Hintergrund?

Auch abseits der Parade ist die LesBiSchwule Szene zunehmend kommerzialisiert. LGBTIQ-Haushalte haben seltener Kinder zu versorgen -- auch weil es rechtlich schwierig bis unmöglich ist -- wodurch mehr Geld für den Lifestyle über bleibt. Dadurch stellen sie für Unternehmen eine lukrative Zielgruppe dar. Sexuelle Orientierung oder Identität sind dann grundsätzlich egal, solange die Absatzzahlen stimmen. Mit dieser "Entdeckung" als Zielgruppe ging auch eine oberflächliche Toleranz für LesBiSchwule einher, aber weniger eine vollständige Akzeptanz nicht-heterosexueller Lebensweisen. Besonders schwule Paare sind als potentielle Kunden* interessant, verdienen Männer* doch noch immer mehr Geld als Frauen* für die gleiche Arbeit.

Wollen wir wirklich auf Konsument*innen reduziert werden? Lasst uns Begehren jenseits der heterosexistischen Norm leben, unabhängig von der Kaufkraft!

Gegen die Normalisierung

Homo-Ehe, Adoptivrechte, rechtliche Gleichstellung – Die LG(BTIQ)-Community nennt diese Rechte erstklassige Rechte – ja, erstklassig sind sie allerdings. Für Menschen, die den richtigen Pass, den richtigen Beruf, die richtige Beziehung haben, die "normal" sind. Das politische Ziel der LG(BTIQ)-Bewegung scheint die endgültige Anpassung an die "weiße", heterosexuelle, patriarchale, bürgerliche Gesellschaft zu sein. Wir haben Familien, Kinder, Berufe, Häuser und Hunde genau wie ihr. Wir sind genau wie ihr.

Aber was ist mit denen von "uns", die sich nicht in diesen Kategorien wiederfinden? Die Sexarbeiter*innen, jene die in polyamory-Beziehungen leben, die obdachlosen Transgender, die Queers ohne Papiere – wo ist dafür Platz in euren politischen Bemühungen?

Gleiche Rechte für alle – aber wirklich alle dieses Mal, ja?

¹ LGBTIQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, intersexuell und queer