21.03.2003

Keine Plattform für Homophobie!

Immer wieder tauchen Homophobie und Sexismus in verschiedenen Musikströmungen auf, doch selten wird dies auch zum Thema gemacht. Geht es nur darum sich zu amüsieren und es interessiert nicht, welche Botschaften dabei transportiert werden? Ist es ok bei schwerst homophoben und sexistischen Texten fröhlich abzutanzen, braucht es das gar zum Vergnügen? Wir finden nicht!

Subkultur ist was tolles - ein eigener Lebensstil, eigener Sound, eigene Sprache und natürlich nicht zu vergessen die Community - gemeinsam unterscheidet man sich von den anderen, vor allem von der restlichen Gesellschaft, meist repräsentiert von den eigenen Eltern - aber ist dem wirklich so? Gerade wenn man Teile der Ragga Szene betrachtet, glaubt man bei einer Audienz von Weihbischof Krenn gelandet zu sein - klar redet der anders - aber gegen Schwule hat er allemal was. "ICH ERDULDE IHRE TATEN ABER SIE SIND UNNORMAL DAS MÜSSEN SIE ERDULDEN DENN SIE BEREICHERN DIE WELT NICHT MIT KINDERN SIE HABEN AUSGEFALLENEN SEX UNNORMALEN SEX" - na Leute von wem ist dieser Spruch von Obermoralaposteln wie Krenn, Schönborn, Khol (ÖVP)? Weit gefehlt, dieser Spruch stammt von einem alternden-möchtegern-Oberguru der hiesigen Ragga Szene namens "Kodak". Er und seine diversen Jünger betreiben offen Homophobie - so wird schon mal auf einem Party-Flyer Schwulen und Lesben klargemacht, dass sie fernbleiben sollen.

Wer sich Herrn Kodaks Forum anschaut, kann dort haufenweise homophobe Sprüche finden - nicht nur er sondern auch einzelne Anhänger hetzen, dabei ist alles zu finden von der Aufforderung Lesben zu skalpieren und "höher zu hängen", Schwule zu verbrennen, bis zu Assoziationen wie "Schwule=Kinderficker". Herr Kodak und Konsorten würden sich sicher bestens mit dem Herrn Khol der ÖVP - der jahrelang gegen die Aufhebung des Diskriminierungsparagraphen 209 gekämpft hat - verstehen, vertreten sie doch gemeinsame Interessen. Österreichischer Mainstream at it"s worst, nix is mit Subkultur - da wird im Takt der Schwarz-Blauen Regierung und Co. abgetanzt.

Hat Sound eine Botschaft?

Viele meinen es ist eh egal welche Texte mit einem Sound daherkommen. "Es hört eh keiner drauf", "es geht ja eh nur um den Spaß", "der meint es ja eh nicht so" - von "dissen" und "posen" ist da immer wieder die Rede. Doch Sound transportiert sehr wohl eine Botschaft. Wenn dem nicht so wäre, könnte niemand gedisst werden, in dem man ihn als schwul bezeichnet - das funktioniert nur, wenn diese Zuschreibung tatsächlich als Beleidigung interpretiert wird. Mit Sprüchen wie "Schwule erschießen" sein (Szene)Image aufzuwerten, geht nur, wenn die Botschaft bei den ZuhörerInnen auf Zustimmung trifft. Und dass sich Musik bestens zur Hetze benutzen lässt, haben auch andere begriffen: So gehört es zu den fixen Strategien der Neo-Nazi Szene, in diversen Subkultur-Szenen - und dies durchaus mit Erfolg - auf musikalischen Propagandafeldzug zu gehen. Und gerade weil eben Musik so gut zur Propaganda taugt, ist es wichtig gegen solche Tendenzen aufzutreten, dagegen, dass Hass gegen Schwule und Lesben - und nicht zu vergessen die Degradierung von Frauen zu reinen Objekten, die nur der männlichen Befriedigung dienen - zum Teil eines "alternativen" Lifestyles werden.

Der Background

Homophobie in Jamaica ist leider nicht vom Rastafari-Movement zu trennen. Im Gegenteil sogar: Die wesentlichen Musiker der Insel, die uns so einflussreiche Stile beschert haben wie Ska, Reggae, Dub, Dancehall hatten und haben als bekennende Rastas einen wesentlichen Anteil am "queer bashing". Anfang der 90er schaffte Buju Banton es mit "Boom Bye Bye" unter anderem mit den Zeilen: "Batty boy get up and run ah gunshot in ah head man" ganz nach oben in die Verkaufscharts. Im März 2001 war T.O.K. acht Wochen lang die Nummer 1 der World Reggae Charts mit "Chi Chi Man". Die Jamaican Labour Party machte den Reggae-Song mit den brennenden Schwulen im Refrain sogar zur Wahlhymne.

In dem von vielen so verehrten Jamaika ist homosexueller Geschlechtsverkehr ein Verbrechen. Analverkehr wird mit bis zu 10 Jahren Gefangenschaft mit harter Arbeit bestraft. Treffen kann das jeden, denn definiert wird das von jedem Polizisten selbst. So mancher landete in der Vergangenheit schon im Gefängnis für Händchenhalten, beschuldigt wegen grob unsittlichen Verhaltens. Wer "batty boy" oder "chi chi man" genannt wird, muss mit dem Schlimmsten rechnen.

Diese Ideologie wird von einigen eins zu eins übernommen bzw. reproduziert, es wird zur Schande wenn man(n) zu wenig "orginal" ist: "bun chi chi man - ALLE GRÖLEN MIT ABER WER TRAUT SICH ECHT AUS EINEM METER EINE GUN AUF EINEN chi chi ZU HALTEN UND IHN ZU TÖTEN UND DANN COOL DEN DRECK WEGZUPUTZEN ... WOHL KEINER DEN ICH HIER KENN." (zitat kodak) - ein Wettkampf wer "cooler" ist!

Keine Plattform und Toleranz ...

... für homophobe Hetzer! Wer solchen Leuten wie Kodak eine Gelegenheit bietet homophobe und sexistische Hetze zu betreiben, beteiligt sich selbst daran. Wenn Veranstaltungsorte wie das Subzero mit einer larifari "Stellungnahme" erklären, dass sie zwar eh gegen Homophobie sind, aber Kodak und Co. eigentlich ganz liebe Menschen sind, die das ja alles gar nicht so meinen, dann ist das eine massive Verharmlosung. Dass es auch anders geht, haben die Arena und Radio Orange bewiesen, die Kodak einen Tritt in den Arsch verpasst haben. Wir pfeifen auf Lippenbekenntnisse!

Aktiv gegen Homophobie und Sexismus auftreten!

{rosa antifa wien}